Uwe Goepel ¦ BZO-Mitglied seit 2012
Profil Domino-Bonsaïst
Dafür interessiere ich mich: Naturwissenschaften, Ornithologie, Gärtnern, Vorfahren
Hierzu kann man mich fragen: Ostafrika, frühes Tauchen, DDR-Leben
Ich war zunächst verblüfft, ab solch einer Fragestellung, aber ich musste mich damit beschäftigen, schliesslich hat Wolfgang sich dabei etwas gedacht. Ich nehme an, dass er davon ausging, dass sowohl der Präparator gestalterisch arbeitet – als Beruf, als auch ein Bonsaianer, dessen Gestaltungsfähigkeiten gefordert sind – als Hobby.
Das Interesse an der Natur war bei mir immer lebensbestimmend. Ein Beruf mit toter Materie, die zu neuem Leben erweckt werden wollte. Im reiferen Alter fand ich zum Bonsai, einer lebendigen, formbaren Materie.
Zunächst möchte ich meinen Beruf kurz vorstellen. Der Präparator hat mit den verschiedensten Materialien umzu-gehen, sein theoretisches Gebäude sind solide Kenntnisse des Skelettes und das Abbild der Muskulatur, als auch Tierkenn-tnis und das Wissen um typische Er-scheinungsformen der Tiergestalt - dies sind handwerkliche Aspekte. Aber die Erstellung eines Tierpräparates verlangt mehr. Viele Präparatoren verstehen sich als Künstler - gestehen wir ihnen wenigstens den Begriff des Kunsthandwerkers zu. Immerhin, dass ein Tierpräparat wie «echt» aussieht, bedarf es wohl eines angeborenen Talentes, dass jeweils am Schluss zur Geltung kommt - mit ein paar Handgriffen, die von ästhetischen Empfinden geleitet, das Präparat vielleicht zum Kunstwerk küren. Es ist ein einmaliger Schöpfungsakt und in der Regel eine Auftragsarbeit, die er beendet und abliefern muss. Und immer ist es ein definitives Resultat – für den Rest der Zeit.
Die meisten von uns Bonsaianern haben wohl ein Schlüsselerleb-nis, das sie zu dem anspruchsvollen Hobby geführt hat. Erste Begeisterung flammt auf, aber bald wird realisiert, dass ein enor-mes Wissensgebiet sich auftut, resp. erarbeitet sein will. Dass der Wuchs solch eines kleinen Bäumchens beeinflusst wird vom Mikroklima daheim, dem Substrat, der Düngung, dem Wurzel-schnitt, der Wassergabe etc. – da sind wir erst beim Gedeihen des Bäumchens. Aber das hehre Ziel ist ja, eine bestimmte Form, eine Gestalt zu kreieren, und da kommen wir nicht umhin, uns dem klassischen Hintergrund zu nähern – Bonsai ist eine sehr alte japanische, sogar chinesische Kulturform, wohl von buddhisti-schen Mönchen begründet deren Vorgaben noch heute aner-kannt sind. Durch zielgerichtetes Beschneiden und Eindrahten der Äste bestimmen wir denen Wuchs und folgen Begriffen wie Moyagi (aufrechte Form) oder Kengai (Kaskade) und vielen anderen japanischen Begriffen. Doch der Bonsaianer ist völlig frei, er kann auch geduldig beobachten, wie sein Rohling sich entwickelt, er-kennen, was aus dessen Ver-zweigung und seinem Grün-Potential sich anbietet, um daraus ein Bonsai zu kreieren. Das ist ein Unterschied zu den obigen Ausführungen: Sein Schaffen ist zeitlos, sein Objekt ist nie fertig, er spürt ein meditatives Verhältnis zu seinem Schützling reifen und jetzt würde ich meinen Beruf als Präparator einbringen: mein geschultes ästhetisches Empfinden lässt mich das eine oder andere Ästchen umpolen und entfernen - immer wieder, um im Laufe der Zeit zu einer Perfektion zu gelangen, vielleicht zu einem Kunst-werk.
Ein gestandener Bonsaianer sagte mir in meiner Anfängerphase:
«Nicht jeder kleine Baum ist ein Bonsai, aber jeder Bonsai ist ein kleiner Baum»
Eine inhaltsschwere, unglaublich hilfreiche Zusammenfassung!
Die nächste Frage geht an Ursula Knechtli:
Liebe Ursula, du musstest wegen eines Schicksalsschlages dein geliebtes Hobby aufgeben. Nun, genesen, mit frischen Elan, in neuer Umgebung, bist du zum Bonsai zurückgekehrt und hat dich zum Wiedererblühen gebracht.
Was hat es dir bedeutet, aus solch einem Loch wieder aufzuerstehen, um zu einem Hobby zurückkehren zu können, dass man leidenschaftlich gern betreibt? Und was hat dir unser Bonsai-Club dabei helfen können?
Comments