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Die nächste Frage geht an Christian Faul: "Gibt es für Dich Parallelen zwischen Deiner Arbeit als Kunstmaler und dem Gestalten von Bonsai?"

marcelcampana

¦ Christian Faul ¦ BZO-Mitglied seit 2014

Profil Domino-Bonsaïst

Dafür interessiere ich mich:

… für zu viel.

Hierzu kann man mich fragen:

zu allem - ob ich eine profunde und

hilfreiche Antwort habe - würde sich zeigen.

Die gestellte Frage von Marcel und Elisabeth, 12.09.2024:

" Gibt es für Dich Parallelen zwischen Deiner Arbeit

als Kunstmaler und dem Gestalten von Bonsai?"

Ich möchte diesen Dominostein Wolfgang widmen, dem

unermüdlichen Begeisterer für die kleinen Bäume +

Tao Te King schrieb um das 4.Jahrhundert v. Chr. :

Dreissig Speichen treffen die Nabe

Die Leere dazwischen macht das Rad.

Lehm formt der Töpfer zu Gefässen

Die Leere darinnen macht das Gefäss.

Fenster und Türen bricht man in Mauern

Die Leere damitten macht die Behausung.

Das Sichtbare bildet die Form eines Werkes.

Das Nicht-Sichtbare macht seinen Wert aus.

Gerne möchte ich in Bezug auf Marcels Frage antworten:

Alles beeinflusst meine Kunst und schafft somit auch Prallelen.

Dabei gibt es aber auch offensichtliche Parallelen, weshalb

ich auch diese Worte von Tao Te King an den Anfang stellte.

Ein entscheidender Punkt für die Qualität und Überzeugungskraft

eines Bonsais resultiert aus der Ponderation von real vorhandener

Materie des Baumes; also sichtbare Schale, Erde/Moos, Stamm,

Äste, Zweige und je nach Pflanzenart und Jahreszeit Blättern.

Doch ebenso wichtig, wenn nicht sogar entscheidend ist der

Freiraum dazwischen, die Leere, welche erst den gestalteten,

artifiziellen kleinen Baum in Gesamtheit in unseren Augen

zum bildlich 'grossen' Baum werden lässt.



Rotbuchenwald, Höhe ca. 90 cm


So ist auch in meiner Malerei die Korrelation zwischen quasi

leerer (Farb-)Fläche und den durchaus realistischen Motiven

von entscheidender Bedeutung - ein zentraler Punkt meiner

Arbeiten.



vg-0723-0, Öl/Aluminiumschichtplatte; ges, 70x110x4,5cm , 2023


Und wiederum, um die letzten beiden Zeilen von Tao Te King

aufzugreifen:

Bei Beiden also, dem Bonsai und meinen Werken ist nicht das

real Gesehene das Ausschlaggebende, sondern das

'Nicht-Sichtbare', die Reaktionen und Empfindungen, welche

diese beim Betrachter erwecken und auslösen.

Das wäre somit eine Parallele, aber es gäbe sicherlich derlei

noch viele mehr.


Nächste Frage geht an Heidi Bertschinger:

"Was hat Dich bewegt dem Club beizutreten?"

 
 
 

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