Ja, ich habe zu meinen Anfangszeiten viele Workshops, Gestaltungskurse von Yamadori oder Prébonsai besucht. Die Eindrücke waren mehr oder weniger zufriedenstellend, da ich ja nichts anderes kannte. Nach einigen Jahren merkte ich aber, dass ich damit nicht weiterkomme. Viele gestaltete Kursbäume standen in meinem Garten, sahen aber auch nach Jahren immer noch gleich oder eher noch schlechter aus; einige hatten nicht überlebt, und dies gab mir zu denken.
Zu dieser Zeit bekam ich einen Telefonanruf von Juraj Marcinko, ob ich Interesse hätte, an einem Pflegekurs mit einem Japanischen Meister teilzunehmen, den er organisierte. Ich als Frau! …einen japanisch Meister? Zögernd habe ich dann zugesagt.
Nobuyuki Kajiwara erklärte uns alles von Grund auf, was ein Baum zum Leben und Überleben braucht, wie er funktioniert und wie man diese Erkenntnisse auf Bonsai umsetzen kann.
Beispiele einiger Themen, die wir in Theorie und Praxis (an unseren eigenen Bäumen) besprachen und durchführten.
"Bonsai - Weg der Verkleinerung."
"Kräftiges Wachstum ist der Motor für die Feinverzweigung."
"Kein Meisterstück ohne Arbeit an den Wurzeln."
"Zusammenhänge von oberirdischer und unterirdischer Struktur." usw.
Er erklärte uns die Jahrhunderte alte, japanische Tradition der Präsentation, und welche Rolle die Bonsaikunst dabei spielt. Präsentiert wird in Japan in einer Tokonoma, einer Präsentationsnische im Haus. Je nach Jahreszeit präsentiert man dort Ikebana, Grasbonsai, Suiseki oder eben Bonsai. Auch das grundlegende, japanische Konzept der Harmonie «Shin – Gyô, –Sô», wird immer wieder besprochen und praktisch angewendet.
Mittlerweile habe ich fünf faszinierende Kursjahre hinter mir, und der Lernprozess nach oben ist noch weit offen. Ich habe viel profitiert und an Selbstsicherheit – in dieser doch sehr männlichen Domäne – gewonnen.
Zum Nachdenken einige Zitate von Nobu.
"Du musst schneiden wie Bonsai, nicht schneiden wie Hecke" (lacht).
"Entferne bei einer Präsentation alle Elemente die darauf hinweisen, dass sie von Menschenhand gemacht sind. Das stört den Betrachter."
"Geniesse deinen Bonsai so, wie er sich Dir gerade präsentiert. Warte nicht auf die Perfektion, denn die gibt es nicht."
Die Frage von Lisbeth an Liliane Gut, Redaktorin der Zeitschrift Bonsaikunst des VSB: "Was fasziniert Dich an der Technik des Abmoosens und welche Erfahrungen hast Du bisher damit gemacht?"
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