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Dünger ABC

Seit Alters her wurden die landwirtschaftlich genutzten Felder zur Steigerung der Ernte auf die eine oder andere Art gedüngt. Übernahm dies bei den alten Ägyptern der Nil mit seinem jährlichen Hochwasser und der Ablagerung des nährhaften Schlicks, haben bereits die Minoer auf Kreta (ca. 3100 v. Chr.) ihre Felder mit tierischen und menschlichen Fäkalien bestreut. Die Römer und auch die Kelten begannen kohlensauren Kalk und Mergel als Dünger zu verwenden. Gedüngt wurde wie es die Väter den Kindern lehrten. Warum und weso wusste macn nicht aber es funktionierte. Erst um 1840 konnte der Chemiker Justus von Liebig die wachstumsfördernde Wirkung von Stickstoff, Phosphaten und Kalium nachweisen.

Anlässlich unseres Clubabends mit Informationen zur Herbstdüngung habe ich festgestellt, dass noch sehr grosse Unsicherheiten bezüglich dessen verschieden Bezeichnungen und Anwendungen bestehen. Das Thema ist sehr komplex da nicht bloss der Dünger für sich alleine angeschaut werden kann sondern auch im Zusammenhang mit dem Boden, dem Wässern und den aktuellen Bedürfnissen der Pflanzen. Daher versuche ich in einem kleinen ABC den Knoten etwas zu entwirren.

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Zuerst einmal was ist Dünger?

Definition gemäss Wikipedia: Dünger oder Düngemittel ist ein Sammelbegriff für Reinstoffe und Stoffgemische, welche in der Land- und Forstwirtschaft sowie im Gartenbau dazu benutzt werden, das Nährstoffangebot für die angebauten Kulturpflanzen zu ergänzen. Dies sind Mineralstoffe die notwendig sind, um das Wachstum und die Entwicklung der Pflanzen zu steuern und zu unterstützen.

Die benötigten Nährstoffe liegen im Boden oft nicht in der optimal verwertbaren Form und Menge vor: Sie sind entweder von Natur aus nicht in ausreichender Menge vorhanden, werden im Boden verlagert oder diesem durch die Ernteprodukte in beträchtlichen Mengen entzogen. In unserem Fall heisst das durch das Gissen ausgeschwemmt oder im Laufe der Jahre durch den Baum verbraucht.

Mit der Düngung wird die Ernährung der Pflanze verbessert, das Pflanzenwachstum gefördert, der Ertrag erhöht, die Qualität der Ernteprodukte verbessert und letztlich die Bodenfruchtbarkeit erhalten und gefördert. Die Düngung soll dabei angepasst an den Pflanzenbedarf und abgestimmt auf die Nährstoffverhältnisse im Boden erfolgen

Die Hauptnährelemente von Pflanzen und somit Hauptelemente von Düngemittel sind  Stickstoff (N), Phosphor bzw. Phosphat (P) und Kalium (K). Viele Dünger enthalten daneben Schwefel, Calcium und/oder Magnesium sowie Spurenelemente.

Die Elemente kommen in der Natur nicht als reine Atome vor, sondern gehen mit anderen Atomen eine Verbindung zu Molekülen ein. Insbesondere Sauerstoff geht sehr oft mit anderen Elementen Verbindungen ein wie z.B. H2O oder CO2. Daher können die Bezeichnungen im Dünger anstelle z. B. Stickstoffdünger mit Nitrat- oder Sulfatdünger sein. 

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Die Wirkung der verschiedenen Hauptelemente

Stickstoff:

Stickstoff ist hauptverantwortlich für das Pflanzenwachstum und daher die wichtigste Düngerform. Es wird in die Photosyntheseprodukte eingebaut, um unter anderem Eiweiße herzustellen. Pflanzen nehmen Stickstoff überwiegend als Nitrat auf, ebenso kann Ammonium und Harnstoff direkt aufgenommen werden. Durch die Mineralisierung (Abbau der organischen Substanz durch Mikroorganismen) werden alle Stickstoffverbindungen im Boden zu Nitrat umgebaut. Da das Nitrat nicht an Bodenpartikel gebunden wird, kommt es durch Niederschläge rasch zur Auswaschung.

Mangelsymptome

  • kümmerlicher Wuchs

  • blassgrüne Farbe der Blätter. Ältere werden chlorotisch und fallen vorzeitig ab.

  • zu frühes Blühen (Notblüte)

  • Vergilbungen

Überschusssymptome

  • Mastiger Wuchs

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  • Blätter dunkelgrün

  • Blüte verzögert

  • Pflanze frost- und krankheitsanfällig

  • Blattgewebe wirkt schwammig und weich

Mineralische Stickstoffdünger sind Ammoniumnitrat, Ammoniumsulfat, Kaliumnitrat und Natriumnitrat.

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Phosphor:

In Pflanzen erfüllt Phosphor verschiedene essenzielle Funktionen. Er dient er als universelle Form des Energietransfers in Zellen. Des Weiteren hat Phosphor Einfluss auf den Kohlenhydrathaushalt, die Photosynthese und den Wasserhaushalt von Pflanzen.     

Um den im Boden vorkommenden Phosphor für den Stoffwechsel verfügbar zu machen, müssen Mikroorganismen, Pilze und Pflanzen gebundenes Phosphor erst freisetzen. Sie geben daher Enzyme in den Boden ab, die die organischen Phosphorsäureester hydrolysieren (Spaltung einer (bio)chemischen Verbindung durch Reaktion mit Wasser) und somit anorganisches Phosphat freisetzen, welches von den Organismen aufgenommen und abgebaut werden kann.

Überschusssymptome

  • Überschuss wird in organisch gebundene Form in den Zellorganen.

Mangelsymptome

  • Die Blattflächen sind verkleinert

  • Der Habitus ist insgesamt reduziert;

  • Es kann zu Verfärbung kommen,

  • Nekrosen können sich entwickeln.

  • Die Entwicklung von Blüten, Samen und Früchten ist reduziert bzw. verzögert.

  • Blättern, können sich tiefgrüne verfärben.

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Kalium

Die Wirkung von Kalium in den Pflanzen ist vielfältig. Im Holz dient es als Osmotikum welches für den Aufbau des Wurzeldrucks entscheidend ist. Kalium in den Blattzellen erhöht den Druck des Zellwasers, was zu einer Zellstreckung und Blattflächenwachstum führt. Auch sorgt es für eine Öffnung der Stomata, was die CO2-Aufnahme begünstigt und somit direkten Einfluss auf die Photosyntheseleistung hat. Ist Kalium in ausreichenden Mengen vorhanden, fördert es in einem ersten Schritt die Bildung von C3-Zuckern, die in weiteren von Kalium beeinflussten Stoffwechselprozessen zu Stärke, Zellulose, Lignin und Proteinen verarbeitet werden. Einfach gesagt, Kalium fördert das Aushärten der Triebe und macht sie durch einlagern von Zucker frostsicherer. (Zuckerwasser gefriert erst bei ca. -10 Grad Celsius).

Mangelsymptome

  • Punkt-, Interkostal- und Blattrandchlorosen sowie Blattrandnekrosen.

  • gestauchten Habitus

  • gegebenenfalls zur Welketracht.

Überschusssymptome

  • Wurzelverbrennungen und

  • Calcium- beziehungsweise Magnesium-Mangel.

Kalium ist der Gegenspieler von Calcium – beide Nährelemente müssen also in einem richtigen Verhältnis zueinander in der Pflanze und im Boden vorhanden sein.

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Düngerarten:

Man unterscheidet Dünger allgemein nach der Art, wie/wo der düngende Stoff gebunden ist. Weitere Unterscheidungsarten sind die Form des Düngers das heisst Feststoffdünger oder Flüssigdünger) und deren Wirkung (schnellwirkender Dünger, Langzeitdünger, Depotdünger).

Düngemittel werden primär in drei Gruppen unterschieden:

  • mineralische Dünger

  • organmineralische Dünger

  • Naturdünger

Eine grundsätzliche Unterscheidung findet daneben auch zwischen Mineraldünger und Naturdünger statt.

Zu den Mineraldüngern zählen sämtliche Düngemittelprodukte, die synthetisch hergestellt werden. Dabei ist es unerheblich, ob das Ausgangsmaterial anorganischen bzw. mineralischen Ursprungs ist oder aus einer organischen Quelle stammt. Inzwischen werden vermehrt organomineralische Dünger eingesetzt, für die ebenfalls der Begriff „Mineraldünger“ verwendet wird.

Im Gegensatz dazu wird Naturdünger stets nicht synthetisiert; hier sind die Ausgangsstoffe vorwiegend organischen Ursprungs.

Im anorganischen Dünger oder Mineraldünger liegen die düngenden Elemente meist in Form von Salzen vor. Mineralischer Dünger wird entweder durch bergmännischen Abbau von Mineralien oder durch verschiedener energieintensiven chemischer Verfahren gewonnen.

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Stickstoff

Stickstoff erhielt man zum Beispiel in Form von Nitraten welcher ursprünglich aus Chilesapeter oder Guano gewonnen wurde. Guano entsteht aus den Exkrementen von Seevögeln und ihrer Einwirkung auf Kalkstein. Kalisalze werden im Bergbau gewonnen, aufbereitet oder zu Kaliumsulfat umgesetzt. Da die natürlichen Vorräte an mineralischem Dünger begrenzt sind und größtenteils aus Südamerika eingeführt werden müssen, sann man auf eine Methode, Nitrate synthetisch zu erzeugen, welches anfangs des 20 Jahrhundert gelang.

Phosphor

Rohphosphate sind schwerlöslich und werden kaum als Dünger verwendet. Deshalb werden Rohphosphate mit Schwefelsäure bzw. Phosphorsäure aufgeschlossen. Dieses ist nicht wasserlöslich und wird durch organische Säuren von den Wurzeln gelöst.

Kalium

Kalium ist ein chemisches Element und zählt zu den Alkalimetallen.

In der Erdhülle gehört es zu den zehn häufigsten Elementen und kommt in zahlreichen Mineralen der Erdkruste vor. In der Natur kommt es allerdings nur als Kation in Kaliumverbindungen vor. Für die Gewinnung von metallischem Kalium sind verschiedene Verfahren möglich welche alle jedoch ziemlich energieaufwendig sind. Reines Kalium reagiert mit anderen Elementen zum Teil sehr stark und kommt daher natürlich nur in Verbindungen vor. Als Düngemittel werden wasserlösliche Kaliumsalze verwendet, da Pflanzen die im Boden vorkommenden Kaliumsilicate schlecht aufschließen können.

Der Einsatz von Mineraldüngern kann in Granulat- oder Pulverform, oder in flüssiger Form (Flüssigdünger) erfolgen.

 

In organische Dünger sind düngenden Elemente meist in kohlenstoffhaltigen reduzierten Verbindungen gebunden. Das heisst: sie bestehen aus Pflanzlichen oder Tierischen Stoffen, insbesondere Mist, Gülle und Jauche sowie Gründüngung und Mulch aber auch industriell hergestellte Produkte mit Abfallprodukten der Lebensmittelherstellung wie Hornspäne, Fischmehl oder Blut – und-Knochenmehl. Die in den organischen Dünger enthaltenen Hauptelemente müssen in der Regel durch natürliche Prozesse für die Pflanzen und Wurzeln erst frei gegeben werden. Dazu werden Bakterien, Enzyme und auch Pilze benötigt. So sind die benötigten Nähstoffe zum Beispiel im Kompost bereits oxidiert und stehen den Pflanzen als Huminsäure zur Verfügung. Sie entfalten ihre Wirkung langzeitiger und werden in der Regel weniger schnell ausgewaschen als mineralische Dünger. Je nach Ausgangsmaterial ist zum Beispiel der gesamte vorhandene Stickstoff für die Pflanzen im ersten Jahr nach der Düngung nur teilweise verfügbar.

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Vor und Nachteile zwischen organischem und mineralischem Dünger

Aus Ökologischer Sicht ist organischer Dünger dem Mineralischen Dünger absolut überlagen, da er Abfallprodukten in den natürlichen Kreislauf zurückbringt. Allerdings können dabei die Geruchsemissionen sehr hoch. Auch kann das Jauch ausbringen auf gefrorenem Boden zu Gewässerverschmutzung führen. In gewissen Ländern ist das Verwenden von Blut und Knochenmehl als Dünger verboten. (BSE)

Ein weiterer Nachteil ist, dass organische Dünger im Handel teurer ist als mineralischer.

Mineralische Dünger sind dank der industriellen Herstellung relativ günstig. Auch kann das Wachstum mit Stickstoffdünger sehr einfach zu verbessern. Es besteht aber auch die Gefahr bei überdüngen die Gefahr des Versalzens des Bodens und somit das Verbrennen der Wurzeln.

Problematisch sind die synthetischen Dünger in Anbetracht des enormen Energieaufwandes bei der Herstellung.

Ein weiterer Nachteil für Mineraldünger ist die Verfügbarkeit von metallarmen Rohphosphaten welche für die Herstellung von qualitativ hochwertiger Phosphatdüngemittel nötig sind. Die Ausbeutung der Phosphatmineralien an sich, ist ein Ressourcenproblem der industriellen Zivilisation überhaupt.

Durch Erosion von landwirtschaftlichen Flächen gelangen Phosphate an Tonminerale gebunden in Flüsse und Seen und von dort weiter in die Meere. Phosphate sind unter anderem ein Auslöser von Blaualgenblüten in der Ostsee.

Zudem enthalten Phosphaterze Schwermetalle wie Cadmium und Uran, die über mineralische Phosphatdünger auch in die Nahrungskette gelangen.

Diese ökologischen Punkte spielen bei der Verwendung bei unseren Bonsais wohl keine grosse Rolle aber man sollte sich dieser Probleme bewusst sein. 

 

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Welchen Dünger verwende ich nun für meine Bonsais?

Wenn ich mit meinem jetzigen Dünger zufrieden bin, die Pflanzen gesund sind und blühen gibt es keinen Grund dies zu ändern. Allenfalls kann bei einzelnen Pflanzen erste Erfahrungen gesammelt werden.

Ansonsten sind für die Wahl des richtigen Düngers folgende Überlegungen zu treffen.

  • Welche Erde verwende ich?

  • Die Japaner verwenden traditionell nur Akadama, Kiryu oder Kanuma. Dies sind Produkte aus Tonerde welche einen neutralen bis sauren Ph-Wert aufweisen. Allerdings hat diese Erde praktisch keine Nährstoffe und müssen über den Dünger zugeführt werden, können diese aber auch nicht speichern. Frisches Akadama lässt das Wasser gut durchsickern. Hier kann sehr gut sowohl mit flüssig als auch festem mineralischem Dünger gearbeitet werden. Durch das durchlaufende Wasser beim Giessen besteht keine grosse Gefahr der Überdüngung oder Versalzung. Nachteil: man muss regelmässig Düngen. Die Verwendung von organischem Dünger ist weniger effizient, da die benötigten Pilze und Mikroorganismen zum Teil fehlen.

 

  • Vermehrt wir heute Dachsubstrat für sämtliche Topfpflanzen und dementsprechend auf für Bonsai verwendet. Die Mischung besteht je nach Anbieter aus; Bims, gebrochenem Blähton und Lavagranulat. Diese Erdmischungen sein Ph-Neutral und ohne Nährstoffe wie Akadama. Im Gegensatz zu diesem ist der Bims aber in der Lage etwas Phospor und Kalium zu speichern. Mi dem zugehörigen Dünger wird das Substrat in den für die Pflanzen richtigen Säuren/Basenhausalt gebracht. Die empfohlenen Dünger sind synthetisch hergestellte Mineraldünger die genau auf die Bedürfnisse abgestimmt werden. Wie bei Akadama läuft das Giesswasser gut durch das Substrat und verhindert ein überdüngen. Durch den härteren Aufbau des Substrats ist die Gefahr des Zerfallens gering und das Substrat verdichtet sich nicht. Daher muss weniger Umgetopft werden. Die Rückmeldungen sind alle sehr positiv und erfolgversprechend. Für die Verwendung von organischem Dünger gilt dasselbe wie bei Akadama. Durch die langsame Abgabe der Nährstoffe kann mit organischem Dünger der Säure/Basenhaushalt nicht wie ev. gewünscht reguliert werden.

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